November 5, 2024

Schutz und Rettung des Orang Utan auf Borneo – die Borneo Orangutan Survival Foundation BOSF

Das Beitragsfoto (Copyright BOSF, mit Dank für die freundliche Überlassung) zeigt „Monita“, ein Borneo-Orang Utang-Kind, das 2018 im Alter von 3 Monaten aus den Händen von Dorfbewohnern behördlich beschlagnahmt wurde. Die ganze Geschichte der Rettung Monitas finden Sie hier. Die Retter schreiben:

„(…)Almost a month after Monita arrived, this very young baby orangutan – estimated to be about 3 months old – was still undergoing quarantine at Nyaru Menteng. Thus far, there had been signs of positive progress, as Monita had gained weight and started to actively play in the quarantine facility’s playground area. It is extremely heart-breaking to see that baby orangutans continue to be separated from their mothers and lose their right to learn from them how to survive in the wild.“

Durch eine Spende (Kontakt siehe ganz unten) kann für gerettete und für das Leben in freier Wildbahn gepflegte Orang Utans eine Patenschaft im Sinne einer „Adoptiv-Elternschaft“ übernommen werden. Hierdurch werden die kostenintensiven Maßnahmen rund um Schutz und Rettung der „Waldmenschen“, wie die Orang Utans übersetzt heißen, nachhaltig unterstützt. Meine Frau und ich unterstützen auf diese Weise die BOSF mit der „Adoption“ zweier Individuen. Man beteiligt sich zusammen mit anderen Menschen an den Kosten für die Rettung wertvollen Lebens.

„Bumi“ ist das zweite Borneo-Orang-Utan-Kind, das wir „adoptiert“ haben, d.h.: wir tragen mit vielen anderen „Adoptiv-Eltern“ zu den Kosten der BOSF bei, die seine Rettung und Vorbereitung für ein Leben in Freiheit verursachen. Er war bei der Aufnahme in die Rettungsstation im Jahr 2016 nur zwei Wochen alt und in äußerst schlechter Verfassung. Er wurde vermutlich gewaltsam von der Mutter getrennt. Sein Überleben hing am sprichwörtlich seidenen Faden… Seine Geschichte finden Sie hier. Die Retter berichten; Auszug: „(…)poor Bumi was so incredibly weak that he 
could not even open his eyelids. We believe that he was violently separated from 
his mother shortly after his birth.
During his first nights at our centre, Bumi was understandably restless and cried 
frequently. Our babysitters held him continuously and even kept a small cuddly 
toy close for additional comfort, which appeared to help him sleep better. Now he 
only cries when he wants his bottle.
Knowing that Bumi was traumatically torn from his mother leaves us deeply 
distressed. We know that we can never replace his mother, but we will do everything 
possible to nurture him back to health and help him grow into a confident, healthy young orangutan.“

Schutz und Rettung der letzten unserer nächsten Verwandten im Tierreich – Nagelprobe für die Treue des Menschen zum verwandten Ganzen

Kein Brennpunkt des weltweiten Artenschutzes könnte die Herausforderung an den ganzheitlichen Naturschutz, an die Treue zum verwandten Ganzen, stärker symbolisieren als unser Umgang mit den nächsten Verwandten des Menschen im Tierreich: den noch verbliebenen nicht-menschlichen Menschenaffen auf dieser Erde. Ja richtig! In der zoologischen Systematik gehören wir Menschen mit Schimpansen, Gorillas und Orang Utans gemeinsam zur Familie Menschenaffen.

Für das Überleben aller sieben Arten unserer nächsten Verwandten ist es überall in ihren letzten noch verbliebenen Verbreitungsgebieten buchstäblich „fünf vor Zwölf“. Das gilt auch für die Orang Utans, deren Schicksal hier stellvertretend näher beleuchtet werden soll.

Zerstörung der Lebensräume und direkte Verfolgung

Die Ursachen für das drohende Aussterben bzw. die drohende Ausrottung sind kontinentüberspannend ähnlich bzw. fast identisch: Landnahme des Menschen auf Kosten der Lebensräume und direkte (inzwischen überall illegale) Verfolgung, sowohl wenn die Tiere in Konflikt mit menschlichen Nutzungsinteressen geraten, als auch zum Verzehr (Bushmeat: davon betroffen besonders Gorilla und Schimpanse in Afrika; Roman Goergen berichtet in Spektrum.de, 2020: (…)Wissenschaftler haben berechnet, dass es in fünf bis zehn Jahren überhaupt keine Affen mehr in der Demokratischen Republik Kongo geben könnte, wenn die Bushmeat-Jagd unvermindert weitergeht. Das gilt auch für ihre größten Vertreter – Menschenaffen wie Schimpansen, Gorillas oder Bonobos. Forscher gehen davon aus, dass rund 8000 von ihnen jährlich als Bushmeat enden. Allein auf den Bushmeat-Märkten in Nigeria und Kamerun werden jedes Jahr rund 150 000 Primaten von 16 verschiedenen Arten gehandelt. ).“

…für die Affen ausweglos

Umfangreiche und systematische Regenwaldzerstörung für Palmölplantagen setzt den Orang Utans in ihren letzten verbliebenen Verbreitungsgebieten auf den beiden großen Sunda-Inseln Sumatra und Borneo (Kalimantan) zu. In den ausufernden Plantagen geraten die aus ihrem Lebensraum vertriebenen und Hunger leidenden Orang Utans dann in Konflikt mit Menschen und gelten als „Schädlinge“, weil sie auch an Palmen-Setzlingen fressen…

Brennender Regenwald auf Borneo – verzweifelte Löschmaßnahmen gegen die Übermacht des Feuers. Foto: BOSF. Die Landnahme der Palmölfirmen auf Kosten des Regenwaldes ist sowohl unter den Aspekten des Naturschutzes als auch unter den Aspekten der Verletzung von Menschenrechten zu verurteilen. Es ist nicht nur die Übermacht des Feuers, die Betroffene, Menschenrechtler und Naturschützer verzweifeln lässt, – es ist die Übermacht derer, die an der Waldzerstörung Gewinn-beteiligt sind. Die Situation ist sehr ernst. Seit Jahren wird durch die NGO „Save our Borneo“ fundiert argumentiert und Widerstand geleistet.

Verschwinden vorprogrammiert?

Selbst dann, wenn eine Studie von 54 Co-Autoren aus dem Jahr 2018 (Strindberg et al 2018: Guns, germs, and trees determine density and distribution of gorillas and chimpanzees in Western Equatorial Africa. Science Advances, 25 Apr 2018, Vol. 4, no. 4, DOI: 10.1126/sciadv.aar296: ausführlich besprochen hier) zeigte, dass von den beiden Arten Gorilla (ca. 360.000 Individuen) und Schimpanse (ca. 130.000 Individuen) im westlichen Äquatorial-Afrika mehr Individuen existieren als bislang angenommen, gibt es keine Entwarnung, was ihr drohendes Aussterben betrifft. Denn die Lebensräume sind weiterhin massiv unter Druck. Auch für die Orang Utan-Arten dürfte die Gesamtzahl insgesamt weit unter 130.000 Individuen liegen (laut Wikipedia: Sumatra: 13.846 Sumatra-Orang-Utans, deutlich mehr als in alten Schätzungen. Für die Borneo-Orang-Utans wird die Population auf 104.700 geschätzt. Von den Tapanuli-Orang-Utans gibt es noch 800 Individuen.).

Setzt man die weiterhin schwindenden Verbreitungsgebiete und die Gesamtbevölkerung in Relation zur Verbreitung und Zahl des Menschen auf der Erde, wird klar, in welche Sackgasse unsere nächsten Verwandten unter den Menschenaffen im Vergleich zur Erfolgsgeschichte von Homo sapiens geraten sind.

Können wir gerecht teilen?

Der Schutz der großen Menschenaffen in ausreichend großen geeigneten Lebensräumen wird – wie für andere Wildtiere – zum Symbol des Verstehens der Erde als Allmende, zum Symbol der gerechten Teilung des Planeten mit dem außermenschlichen „Wildlife“.

Angesichts der allen großen Menschenaffen eigenen Fortpflanzungsstrategie mit sehr geringen Nachwuchsraten bei gleichzeitig hohem elterlichen Investment in die Nachkommen, das ist die so genannte K-Strategie), und angesichts ausgesprochen großer Lebensraumansprüche (ein Orang-Männchen beansprucht tausende Hektar!) sind alle Facetten eines umfassenden, vorbeugenden und für den Ausgleich der Interessen zwischen Mensch und Natur ganzheitlich fundierten Naturschutzes angesprochen. Einmal mehr ist es die Frage: Gibt es ein Miteinander, können wir Mitgeschöpflichkeit leben, oder führen wir Menschen für immer Krieg an einer Front gegen unsere eigene Herkunft?

Ohne andere großartige Schutzanstrengungen hintan zu stellen oder zu vergessen (für den Sumatra-Orang siehe hier, das Sumatran Orangutan Conservation Programme SOCP), sei hier die Arbeit der Borneo Orangutan Survival Foundation BOSF als leuchtendes Positiv-Beispiel herausgegriffen und vorgestellt: In vorbildlicher Weise werden mit dem Blick auf das Ganze – also ohne den Blick auf menschliche Bedürfnisse zu verlieren – seit Jahren entscheidende Maßnahmen vorangebracht, die dazu beitragen sollen und hoffentlich auch dauerhaft können, dass der Borneo-Orang nicht endgültig von der Erde verschwindet. Hier kann ein informatives Video zur Arbeit der BOSF aufgerufen werden:

Orang Utan-Baby kurz vor der behördlichen Konfiszierung. Foto: BOSF. Unter meist erbärmlichen und nicht artgerechten Bedingungen werden Orang Utans noch immer und immer wieder als „Haustiere“ gehalten. Dazu werden sie häufig gewaltsam von ihren Müttern getrennt, um anschließend verkauft zu werden.
Gerettet! Orang Utan-Baby kurz nach der behördlichen Beschlagnahme. Foto: BOSF.

Viele Orang-Junge verwaisen, weil die Mutter auf Plantagen oder während der Waldzerstörung durch Brandrodung getötet wird. Auch ältere Individuen geraten in Not und werden in der Natur gerettet, sofern man sie rechtzeitig findet (s.u.). Haben sie also tatsächlich das Glück, aufgefunden zu werden und gerettet zu werden, sind die Rettungsstationen der BOSF ihre große Chance.

Im Moment werden in zwei Zentren auf Borneo insgesamt über 700 Orang Utan-Individuen betreut und für ein Leben in Freiheit (wieder) fit gemacht.

In der „Wald-Schule“: Junge Orangs werden von den Mitarbeiterinnen fürsorglich und hingebungsvoll betreut, dabei motorisch und kognitiv gefördert, und auf das Leben in der Freiheit vorbereitet. Foto: BOSF.
Orang-Utan, Mutter, Tier, Säugetier
In jahrelanger engster Zusammengehörigkeit lernt ein Orang Utan-Kind von der Mutter alles, was zum Überleben in seinem Waldlebensraum gehört. Orang-Junge werden erst mit 7 Jahren(!) entwöhnt. Foto: Pixabay
Orangs sind überwiegend Pflanzenfresser. Den Lernprozess, den normalerweise die Mutter in der Natur übernimmt, müssen die betreuten Orang Utan-Kinder in den Rettungsstationen unter menschlicher Obhut absolvieren. Es ist ein zeit- und kostenintensiver jahrelanger „Vorbereitungskurs“ auf die Freiheit…Foto: BOSF
Ein Bild mit Symbolcharakter: Zwei junge Orang Utans an der Hand ihres Betreuers und Helfers. Vor ihnen liegt ein langer und schwerer Weg. Am Ende winkt ein großer Erfolg für den weltweiten Artenschutz. Foto: BOSF

Auf der Seite der BOS in Deutschland gibt es ein anschauliches und kurzes Video zur Rehabilitation der Orang Utan-Kinder, hier.

Wichtige soziale Lernschritte in der „Wald-Schule“ auf dem Weg zurück in die Freiheit …Foto: BOSF
Patrouillenfahrt in einen zerstörten Lebensraum. Foto: BOSF
Rettung aus großer Not im durch Brandrodung zerstörten Wald von Mawas. Sie gelingt nur unter Betäubung. Foto: BOSF
Tierärztliche Versorgung eines Orang Utan-Individuums vor Ort, noch im Wald, um das Leben zu retten. Foto: BOSF
Ein anstrengender Marsch für den Menschen – für die Rettung eines Orang Utan! Foto: BOSF

Die Krönung einer langen Rehabilitation: die Wiederauswilderung

Die umgekehrte Richtung: Zurück in die intakte Natur, auf eine sichere Insel im gesicherten Lebensraum – ein ebenso schwieriges wie schweißtreibendes Unterfangen…Foto: BOSF
…In diesem Fall von großem Erfolg und erkennbarer Freude gekrönt! Foto: BOSF
Anfängliche Zusatz-Versorgung von wieder ausgewilderten Individuen. Foto: BOSF

Die bisherige Bilanz von Rettung, Rehabilitation – und als besonderer Erfolg: erster Nachwuchs in der Wildnis…Quelle: Screenshot aus der BOSF-Homepage, O3.08.2020.

Wichtiger Schwerpunkt der Arbeit ist neben Rettung und Rehabilitation der Individuen die Sicherung und der Schutz der Lebensräume des Orang Utan auf Borneo:

Lebensräume erhalten, Individuen schützen: Schutz der Orang Utans ist nur ganzheitlich konsistent

Neben dem Tierhandel ist die rasch voranschreitende Umwandlung von Wäldern in Plantagen, also die Lebensraumzerstörung, die Hauptbedrohung für den Fortbestand der Orang Utan-Spezies.

Die Rettung des Orang Utan wird damit zum Fanal für den ganzheitlichen Naturschutz und für die ihn begründende Ethik, weil Schutz der Lebensräume und Schutz und Rettung individuellen Lebens Hand in Hand gehen. Dieses Grundprinzip des Artenschutzes ist eine Lektion, die in deutschen etablierten Umweltorganisationen, die im Begriffe sind, im Rahmen der Energiewende den Schutz individuellen Wildtierlebens im Zuge des „Klimaschutzes“ mit dem Abheben auf die Populationsebene aufzugeben, wieder neu gelernt werden muss.

Intakter Orang Utan-Lebensraum auf Borneo. Foto: BOSF
Die Fläche des inzwischen von der BOSF betreuten Regenwald-Lebensraumes ist beeindruckend. Dies zeigt, wie wichtig gerade die finanzielle Unterstützung ist, um solch große Flächen vor der Rodung zu retten. Die BOSF hat dafür eigens imJahr 2009 eine Firma gegründet, um Konzessionen für den Naturschutz zu erwerben.In einigen dieser Gebiete finden die Wiederauswilderungen der rehabilitierten Orang-Individuen statt. Quelle: Screenshot aus der BOSF-Homepage, O3.08.2020.
BOSF-Mitarbeiter freuen sich über neue Schutzanzüge, …
…die bei der Brandbekämpfung wertvolle Dienste leisten. Beide Fotos: BOSF

Besuchen Sie die Homepage der BOSF

oder die Homepage von BOS Deutschland

Dort erfahren Sie viele weitere Hintergründe über die wertvolle Arbeit der BOSF und Sie erhalten Informationen über die Möglichkeiten zu spenden, zu adoptieren, über Einkäufe im Shop diese Arbeit zu unterstützen, u.v.a.m.

Bumi, der ganz erhebliche Fortschritte macht – wie man sieht, dankt Ihnen für Ihre Unterstützung. Foto: BOSF

Ich danke den Mitarbeitern und dem Team von BOSF für die vertrauensvolle Kommunikation und Überlassung des eindrucksvollen Bildmaterials.